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Der degustierte Flaschenhals
Von wein-sigihiss, 11.12.2006, 11:09

Was aus der Flasche ausläuft, muss nicht immer schlecht sein.

Von Sigi Hiss

Ein Weinpaket aus England, eine Flasche Sauternes aus 1896, das Ausgelaufene aus dieser alten Flasche und warum dies Flasche nicht zurück an den Absender ging.

Die Bestellung der Weine bei dieser sehr seriösen Weinhandelsfirma aus London klappte, wie immer, am Schnürchen. Man kennt sich und man vertraut sich gegenseitig. Diesmal war eine 1896er Sigalas-Rabaud mit im Paket. Der Preis war in Ordnung, das Niveau very very low shoulder und das Etikett eines von Christies mit den nötigen Informationen. Der Wein war nicht zum Wiederverkauf, sondern dazu bestimmt meinen Gaumen zu erfreuen.

Aus unerfindlichen Gründen wurde das Paket an die falsche Adresse geliefert – ein Freund bekam das Paket. Sein Anruf versetzte mich erst einmal in eine Art Schockzustand. Nicht weil er das Paket bekam, sondern weil er mitteilte, dass der 1896er ausgelaufen war. Das vorher schon nicht sehr gute Niveau sank nun auf ein Level namens very below low shoulder – höchste Alarmstufe also. Meine Lähmung hatte sich wieder gelegt, da dachte ich, London informieren  - Houston wir haben ein Problem - und die Flasche zurücksenden. London meldet entschuldigend, klar wir nehmen die Flasche zurück. Nachgedacht, für gut befunden und Thema ad Acta gelegt. Mein Freund sollte die Flaschen demnächst bei mir vorbei bringen. Exakt einen Tag bevor wir uns treffen wollten bekam ich eine Email von ihm mit folgendem Inhalt:

“...also du bist ja der Käufer, aber ich hab das Ausgelaufene am Flaschenhals und am Verpackungspapier „degustiert“ und das  schmeckt vorzüglich. Da sehr viel ausgelaufen ist, ging das sehr gut. Hmmm das war wirklich gut, wollen wir zusammen die Flasche nicht trotzdem trinken?“.

Man könne ja die Notizen beider Weine – der ausgelaufene und der nicht ausgelaufene Teil -  miteinander vergleichen, erwiderte ich mit dem Hintergrund, ihn auf die Schippe zu nehmen. Probiert haben wir den Wein und die Notizen des nicht ausgelaufenen Teiles hier aufgeschrieben. Wie froh war ich, dass die Flasche nicht nach London zurück ging, denn sonst hätte ich niemals geglaubt dass ein ausgelaufener Teil eines  Wein besser sein könnte als der nicht ausgelaufene. Die Notizen des Ausgelaufenen sind im Bermudadreieck der mythischen Weine verschollen, so basieren die besonderen Qualitäten leider nur auf mündlichen Überlieferungen.

1896 Sigalas-Rabaud

below low shoulder: brauner farbton der nichts gutes verheisst, mit grünlichen reflexen was auf einen starken oxidativen einfluss hindeutet, muffig, feuchter keller, madeira-note, viel flüchtige säure, talkum, bitteres malz, wird etwas besser an der luft. am gaumen gute balance, noch gute süsse & deutliche säure, bitter, leicht muffig, rübenzucker, oxidation bemerkbar, mittlerer abgang der leicht dumpf ist. enttäuschend aber ok. 

 

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