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Chateau Filhot fast schon eine Legende
Chateau Filhot – fast schon eine Legende
Eine Karikatur eines einst großen Sauternes.
Von Sigi Hiss Chateau Filhot wurde im Jahre 1709 von Romain de Filhot gegründet. Nach der französischen Revolution fiel es von 1807 bis 1935 in die Verantwortung der Familie Lur-Saluces, damalige Besitzer von Chateau D`Yquem. Die Reputation und Qualität war, zumindest bis zu dieser Zeit, nahezu einzigartig. 1976 wurde das Chateau nach unruhigen Jahren, bedingt durch einige Besitzerwechsel – von Comte Henri de Vaucelles gekauft. Thomas Jefferson, dritter amerikanischer Präsident (1801 - 1809) und Weinliebhaber, stufte Filhot in der Qualität damals direkt hinter D’Yquem ein. D`Yquem stellte schon damals die Spitze in Sauternes dar. In der Klassifizierung von 1855 wurde Filhot als Deuxième Cru Classé eingestuft. Jeffersons Beurteilungen wurden im übrigen, in die Einstufung von 1855 mit einbezogen. Prinzipiell ist die Einstufung aus dem Jahr 1855 der Bordelaiser Chateaux in Sachen Sauternes aussagekräftiger als beim Rotwein. Heutzutage genießt Filhot einen eher fragwürdigen aber dennoch fast schon legendären Ruf. Fast schon eine Legende im negativen Sinne, könnte man sagen, wenn ich von anderen und von mir selbst, Verkostungsnotizen anschaue. Schlage ich bei Broadbent nach, so lese ich sehr zutreffende Aussagen wie beim 1929er :“ Hurrah! One of the better Filhot Vintages“ oder beim 1983er:“Not a great 83 but a very good Filhot“. Ähnliches schreiben Jürg Richter, Rene Gabriel und Robert Parker. Schon, seit sehr langem findet man bei Sauternes-Degustationen den Filhot nahezu immer auf den hinteren Rängen. Immer mal gibt es gute Weine, aber ist dies ist für ein Deuxième Cru Classé genug? Eindeutig nicht. Selbst für Weinliebhaber, die in Sachen Sauternes unerfahren sind, sind die mageren Qualitäten leicht zu erkennen. Mager, ganz wie die spindeldürren Models auf den Laufstegen – mächtig aufgeputzt, aber nichts dran. Warum aber nur ein Chateau herausnehmen? Den Ruf, den Filhot heute genießt, geht schon ins Belustigende. Man macht sich lustig und nimmt Filhot mit in die Probe. Das schlechte Beispiel eines Sauternes soll ja auch in der Probe mir drin sein, nicht wahr? Mit dem Resultat, dass man die Weine von Filhot nicht mehr ernst nimmt. Einfach aus diesem Grund heraus trifft es Filhot. Vor kurzem, an einer der perfekt organisierten Sauternes-Proben des Süßwein-Experten Jürg Richter, kam eine Serie mit den Jahren 1904 – 1908 – 1918 – 1920 – 1929 – 1937 auf den Tisch. 1929 und 1937 sind ausgewiesene Jahrhundertweine und in dieser Reihe der Filhots waren diese deutlich die besten – Betonung auf die besten Filhots. Im allgemeinen Jahrgangsniveau waren es aber mäßige bis sehr enttäuschende Weine. Die Filhots sind in jungen Jahren gut zu trinken, wenn aus einem Topjahrgang kommend. Eher leichter im Stil mit Betonung auf das Frische im Sauternes, böse Zungen sprechen von dünner Struktur, womit wir wieder bei den Models sind. Kommen sie eher aus einem schwächeren Jahrgang, dann sieht es bei den jüngeren Filhots sehr düster aus. Nahezu pechrabenschwarz ist das Bild bei älteren Weinen und hier rede ich nicht von 50 Jahren und mehr. Schon nach teilweise 8 bis 10 Jahren nimmt das Dilemma seinen unvermeidlichen Lauf. Nehmen wir 1996, ein hervorragendes, und 1997 ein sehr gutes Jahr. Aus beiden sind die Weine schon jetzt nicht mehr der Rede wert. In den erwähnten Jahrgängen 1929 und 1937 war es sehr schwer, schwache Weine zu produzieren. Provokativ ausgedrückt, bedurfte es unmenschlicher Anstrengungen, um so etwas zustande zu bringen. Der 1908er – ein Katastrophenjahr - trug bei mir unter der Rubrik Gaumen die Notiz:“...giftig schmeckend, faulige Noten...“. 1918 – gutes Jahr - bekam ein:“...untrinkbar...urinale Noten...“. Was wundert, sind die angeblichen extrem niedrigen Erträge, welche das Chateau angibt – 15 bis 18 hl/ha. Hohe Erträge, sind oft der erste Faktor, an dem man versucht, schwache Qualitäten fest zu machen. Bei diesen Zahlen, sind sie denn richtig, kann dies aber fast nicht der Fall sein. Vermuten kann man, dass die Lese sehr früh erfolgt und deshalb kaum Botrytisbefall und somit entsprechend niedrige Extraktwerte in den Beeren das Ergebnis ist. Trotz alledem sind in fast jeder Sauternes-Probe ein oder mehrere Filhot`s zu finden. Oft wird mit aller Mühe versucht, in den Weinen wenigstens nur einen winzig kleinen Ansatz zu finden. Aber es ist wie verhext, alles da gewesene an Renommee und Qualität ist wie vom Erdboden verschluckt, nichts mehr zu finden. Wie nie da gewesen. Filhot war mal ein Name, ein Begriff für Sauternes schlechthin. Was würde Thomas Jefferson wohl dazu sagen? Sicherlich wird aufgrund des Rufes, den Filhot heute hat, der Qualität der Weine das eine oder andere mal unrecht getan. Es sollte jedem Filhot die Gerechtigkeit widerfahren wie allen anderen Sauternes. Ein Begriff wurde übrigens bei der erwähnten Probe geboren: „Das ist der Farbton Filhot“. Nahezu immer sehr helle bis blasshelle Farbe zeichnet die Weine unter anderem aus. Erstaunlich wiederum sind die Preise, die man für ältere Filhot bezahlen muss. Selbst in den bekannt schlechten Jahren bezahlt man enorme Summen. Ich hoffe ich erlebe es noch, dass Filhot sich irgendwann, wie der Phönix aus der Asche erhebt und dann mit trotzigem und wieder stolzem Blick von oben auf den Autor dieser Zeilen herabschaut. Im Hintergrund das Lied von der Gruppe Whitesnake „Here I go again“ hörend.
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