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Freitag, 20. Januar 2006
klimaveränderung - weinbau....?!
Von wein-sigihiss, 07:37

Klimaveränderung - denkbare Folgen für den Weinbau

Dr. D.Rupp
LVWO Weinsberg
E-Mail:
dietmar.rupp@lvwo.bwl.de


Nach Pressemitteilungen des IPCC, der Internationalen Stabstelle der Vereinten Nationen zur Beobachtung und Erforschung des Treibhauseffekts, war das Jahr 2001 das zweitwärmste seit Beginn der weltweiten Temperaturaufzeichnungen. Demnach nimmt die globale Erwärmung weiterhin zu.

Gilt diese Beobachtung auch für die Weinbauregion Württemberg? Wie sehen örtliche Messwerte aus und gibt es bereits Beobachtungen an den Reben?


Wetter und Klima ist nicht dasselbe

Nach einem feuchten, sonnenarmen September lagen die Messungen der Weinsberger Station für den Oktober 2001 mit einer Monatsdurchschnittstemperatur von 13,8 °C um 3,9 °C über dem langjährigen Mittel. Damit ist dies der wärmste Oktober seit Beginn der Weinsberger Wetteraufzeichnungen.

Im Kontrast dazu bestand in weiten Teilen des Landes von Beginn der Weihnachstage bis weit in den Januar 2002 eine geschlossene Schneedecke. Die Freude über diese selten gewordene, weiße Pracht wurde aber jäh getrübt. In der Nacht auf den 24.12. fiel das Quecksilber der Weinsberger Wetterstation auf eisige -18,5 °C. Direkt über dem Schnee wurden sogar -20,5 °C gemessen. Frostschäden bis hin zu Totalausfällen, vor allem im nordöstlichen Teil des Anbaugebiets, waren die Folge.

Trotz dieses Kälteeinbruchs lag die Jahresmitteltemperatur des Jahres 2001 um 0,7 °C über dem aktuellen 30-jährigen Mittel von 10,0 °C.


Der langjährige Temperaturtrend zeigt nach oben

Gerade die Daten der alle zehn Jahre fortgeschriebenen Normwerte ("Normalperiode") zeigen auch in Weinsberg eine kontinuierliche Entwicklung nach oben. Nicht nur die 30jährige Jahresmitteltemperatur hat sich seit den 1960er Jahren erhöht. Auffallend ist die stetige Zunahme bei den Monatsmittelwerten für die Monate Dezember, Januar, Februar sowie Juli und August. In der Tendenz sind damit die Wintermonate wärmer und die Sommermonate heißer geworden. Bei weitgehend unveränderten Niederschlagswerten hat dies nässere, d.h. schneeärmere Winter und ein vermehrtes Risiko von sommerlichen Trockenphasen zur Folge.

 

Abbildung: Die Jahresmitteltemperatur seit Beginn der Wetteraufzeichnungen an der LVWO Weinsberg
zeigt einen deutlichen Trend zu höheren Werten.

 

Abbildung: Der Vergleich der drei Normalperioden verdeutlicht die stetige Zunahme bei den
Monatsmittelwerten für die Monate Dezember, Januar, Februar sowie Juli und August.


 

Rebaustrieb und Traubenreife setzen früher ein

Bereits zwanzigjährige Zeitreihen zeigen bei phänologischen Basisterminen eindeutige Verschiebungen nach vorne. So beginnt der Austrieb bei der Sorte Riesling am Standort Weinsberg im Vergleich zum Beginn der 1980er Jahre heute im Mittel eine Woche früher. Die Hauptblüte setzt durchschnittlich 8 Tage früher ein und der Reifebeginn ist in der Mehrzahl der Jahre um 6 Tage nach vorne gerückt.

 

Abbildung: Austrieb, Vollblüte und Reifebeginn treten im Verlauf der letzten 20 Jahre
immer früher ein. 

 

Falls diese Beobachtungen keinem vorübergehenden Phänomen zuzurechnen, sondern Teil einer tiefgreifenden Veränderung sind, muss der Weinbau mit folgenden Auswirkungen rechnen:

 häufiger auftretende Trockenphasen im Sommer

 im Mittel wärmere Winter

 die Wahrscheinlichkeit für Spät- und Frühfröste nimmt ab - Frost kann aber dennoch auftreten

 schnelleres Durchlaufen des Vegetationszyklus

 Anbauwürdigkeit von Sorten mit hohem Temperaturanspruch steigt

 häufiger auftretende frühe Fäulnis

 Zunahme von Starkregen (Erosionsgefahr)

 weitere Ausbreitung wärmeliebender Schädlinge und Schaderreger (Bekreuzter Traubenwickler, Esca u.a.)

 

Fäulnis

 

 

 

 

 

Sonnenbrand

 

Die Aussicht auf warme und gute Weinjahre oder gar die Vorfreude auf die weitere Verbreitung von Cabernet sauvignon oder Syrah am Neckar könnten aber auch trügerisch sein.

Insbesondere die Kosten oder die denkbaren weltpolitischen Folgen einer Klimaverschiebung dürften auch der Weinwirtschaft Probleme bereiten.

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